Hormonhaushalt – Verschiedene Störungen

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Was sind Störungen des Hormonhaushaltes?

Der menschliche Körper wird zu einem großen Teil von vielen unterschiedlichen Hormonsystemen gesteuert. Der weibliche Hormonhaushalt wird von Hormonen des Gehirns und der Eierstöcke reguliert. Je nach Lebensphase (Pubertät, Wechseljahre, Alter) können unterschiedliche Konzentrationen der Hormone festgestellt werden. Dementsprechend kann es auch in jedem Alter zu Fehlregulationen kommen.

Hormone übertragen im Körper Informationen. Sie entstehen an verschiedenen Stellen im Körper. Die Geschlechtshormone, Östrogen, Progesteron und in geringen Mengen Testosteron werden bei der Frau hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet. Die Steuerung der Hormonproduktion erfolgt im Gehirn, speziell durch die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und das Zwischenhirn (Hypothalamus). Unabhängig von dieser Steuerung werden in geringen Mengen weibliche Geschlechtshormone im Stammfett des Körpers gebildet, was insbesondere bei Fettleibigkeit zu Zyklusstörungen führen kann.
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Wie kommt es zu Zyklusstörungen?

Zyklusstörungen (Menstruationsstörungen) entstehen, wenn die Signalstoffe im Gehirn oder im Bereich des Eierstocks die Informationen nicht korrekt weiter geben. Normalerweise dauert ein Menstruationszyklus zwischen 25 und 35 Tage. Eine normale Blutung dauert ungefähr drei bis fünf Tage.

Durch fehlerhafte Übertragung der Informationen kann sich die Regelmäßigkeit des Zyklus verändern, die Blutungsstärke oder die Dauer. Bei manchen Patientinnen bleibt die Regelblutung komplett aus. Eine weitere Störung ist die sogenannte Zwischenblutung.
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Welche Form der Zyklusstörungen gibt es?

Die Frauenärztin unterscheidet zwischen Störungen des Rhythmus und Störungen des Typus.

  • Bei Rhythmusstörungen kann die Blutung vollständig ausbleiben (Amenorrhö).
  • Beträgt die Pause mehr als 31 Tage so spricht die Fachärztin für Gynäkologie von Oligomenorrhoe.
  • Der unter 25 Tage liegende Zyklus wird als Polymenorrhoe bezeichnet.

Typusstörungen liegen vor, wenn die Blutungsstärke von der Norm abweicht. Dazu gehören:

  • die Hypermenorrhoe, eine sehr starke Regelblutung
  • die Menorrhagie, eine sehr starke und zudem lange andauernde Blutung.
  • die unregelmäßige Regelblutung mit Zwischenblutungen. Dazu gehören auch die Schmierblutungen.

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Wie kommt es zu Zwischenblutungen?

Je nach dem wann im Zyklus die Zwischenblutungen auftreten, ergeben sich für die Frauenärztin Hinweise auf die verschiedenen Ursachen. Tritt die Zwischenblutung kurz vor der Regelblutung auf, besteht höchstwahrscheinlich ein Mangel des Gelbkörperhormons. Eine Zwischenblutung in der Zyklusmitte deutet auf einen Östrogenabfall hin. Bei einer Zwischenblutung kurz nach der Regel kann ein Östrogenmangel die Ursache sein.

Hormonbedingte Erkrankungen

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Was ist ein PCO-Syndrom (polycystisches Ovarialsyndrom)?

Die Ursache für das PCO-Syndrom sind mehrere Störungen des Hormonhaushalts die gleichzeitig auftreten. Zum einen schüttet die Hypophyse vermehrt LH (luteinisierendes Hormon) aus, zum anderen wird eine verminderte FSH-Produktion (Follikel stimulierendes Hormon) festgestellt. Die erhöhte LH-Konzentration regt im Eierstock die Bildung von männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen) an, die zum Teil im Fettgewebe in Östrogene umgewandelt werden. Da beim PCO-Syndrom die FSH-Konzentration jedoch verringert ist, wird weniger Östrogen umgebaut und die Androgenkonzentration erhöht sich. Auf diese Weise entsteht ein Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen. Dieser kann den Verlauf des Zyklus maßgeblich beeinflussen. Zudem geht das PCO-Syndrom mit einer gesteigerten Ausschüttung von Insulin einher. Man findet oft eine Insulinresistenz, d. h., es verliert seine Wirksamkeit und es eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann sich entwickeln. Übergewicht ist bei dieser Erkrankung häufig.

Die Ursachen des PCO-Syndroms sind noch ungeklärt. Eine erbliche Veranlagung ist wahrscheinlich. Diskutiert werden auch Faktoren wie Ernährung und Bewegungsmangel.

Das Vorliegen eines PCO-Syndroms ist wahrscheinlich wenn folgende Anzeichen bestehen:

  • chronische Oligomenorrhoe (Pause länger als 31 Tage) oder Amenorrhoe (völliges Ausbleiben der Menstruation).
  • Überschuss an männlichen Hormonen im Blut (Hyperandrogenämie) mit Symptomen der vermehrten Behaarung oder Akne
  • polyzystische Ovarien
  • Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Schilddrüsenerkrankung

Deshalb wird neben der Bestimmung der wichtigsten Hormonen (FSH, LH, Östrogen, Progesteron, Testosteron auch die Bestimmung des TSH-Werts (Schilddrüsenhormone) und ein Zuckertest empfohlen.

Die Therapie kann mit antiandrogenen Präparaten erfolgen, oder auch mit zyklischen Östrogen- und Gestagen-Präparaten. Die Hormonsynthese der Nebennierenrinde kann mit niedrig dosierten Cortison-Präparaten gehemmt werden. Die Insulinresistenz, d. h. die verminderte Wirksamkeit des körpereigenen Insulins, kann mit Hilfe des Wirkstoffs Metformin behandelt werden. Dadurch sinkt auch der Androgenspiegel und der Zyklus normalisiert sich. Auch PCOS-Patientinnen, die nicht insulinresistent sind, verhilft Metformin zu einem normalisierten Zyklus.

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Hirsutismus

Der Begriff Hirsutismus bezeichnet einen vermehrten Haarwuchs im Gesicht und am Körper. Ursache kann eine Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) sein. Z.B während der Wechseljahre oder beim PCO-Syndrom. Akne findet sich häufig begleitend.

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Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Das prämenstruelle Syndrom umfasst verschiedene Beschwerden

Viele Frauen im gebärfähigen Alter kennen das prämenstruellen Syndrom. Damit werden verschiedenste Beschwerden, welche in der Regel vier bis vierzehn Tage vor der Menstruation auftreten und mit Einsetzen der Regel wieder aufhören, bezeichnet. Typisch sind Befindlichkeitsstörungen, und bei der besonders starken Form von PMS kommt auch eine Einschränkung der Arbeitskapazität sowie Einschränkung der sozialen Kontakte dazu. Dem PMS werden eine ganze Reihe von körperlichen und psychischen Symptomen zugeschrieben. Die Ursachen sind weitgehend unbekannt. Diskutiert werden psychische Faktoren sowie hormonelle Dysbalancen.

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Gelbkörperhormonmangel

Wenn sich in der zweiten Zyklushälfte der Gelbkörper wenig entwickelt, kommt es zu einer verminderten Ausschüttung von Progesteron (Gelbkörperhormon). Es werden verschiedene Ursachen diskutiert, so z.B. psychosoziale Faktoren und körperlicher oder emotionaler Stress.
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Galaktorrhoe

Galaktorrhoe bezeichnet den Milchfluss aus der Brustdrüse. In der Stillzeit ist dies normal. Erfolgt dies aber außerhalb von diesem Rahmen können gut- oder bösartige Erkrankungen in der Brust selbst, dem Gehirn, der Nebenniere oder den Eierstöcken Auslöser sein. Bekannt ist auch, dass die Einnahme bestimmter Medikamente zu Galaktorrhoe führen kann. Der Grund für das Auftreten von Galaktorrhoe sollte auf jeden Fall abgeklärt werden.
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Diagnostik bei Hormonstörungen

Wie läuft eine Untersuchung ab?

Mittels Bluttest wird der Hormonspiegel gemessen

Zuerst erfolgt eine ausführliche Befragung (Anamnese) durch die Frauenärztin in der alle Beschwerden und Symptome erfasst werden. Danach folgt eine körperliche und gynäkologische Untersuchung. So können organische Gründe wie z.B. Myome (gutartige Knoten in der Gebärmutter), Polypen, Tumore oder Endometriose ausgeschlossen werden.
Bei Verdacht auf eine Hormonstörung wird der Patientin Blut abgenommen und im Labor untersucht. Der Hormonspiegel der wichtigsten Hormone im Blut kann gemessen werden und zeigt ob die einzelnen Werte im Normalbereich liegen oder ob Auffälligkeiten bestehen. Meistens sind mehrere Abnahmen nötig, da die Hormonkonzentration natürlicherweise zyklischen Veränderungen (z.B. im normalen Regelzyklus einer Frau) unterworfen ist.

Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden ist eine hormonelle Behandlung oft möglich.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Liegt ein Mangel an Gelbkörperhormon vor, kann dieses ersetzt werden. Progesteron kann man als Tablette oder vaginales Zäpfchen verabreichen.

Gegen starke und/oder schmerzhafte Regelblutungen sowie häufige Blutungen und Zwischenblutungen kann eine Gestagen-Östrogen-Kombinationstherapie (die Pille) eingesetzt werden.

Eine Gelbkörperhormonspirale, die eigentlich zur Schwangerschaftsverhütung in die Gebärmutter eingebracht wird, kann die Regelblutung ebenfalls normalisieren.
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Kann ich Hormonstörungen vorbeugen?

Sind die Hormonstörungen genetisch bedingt oder handelt es sich eine Autoimmunerkrankung, kann nicht vorgebeugt werden. Auch Hormonstörungen auf Grund von Krebserkrankungen können nicht vorbeugend vermieden werden. Es gibt aber Hormonstörungen, welche durch ungesunde (zuckerhaltige Nahrungsmittel), Stress, ungenügende Bewegung ausgelöst werden.

Insbesondere das prämenstruellen Syndrom kann durch Sport, eine ausgewogene Ernährung und die Reduzierung von Stress positiv beeinflusst werden. Auch die Pille kann helfen.

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