Bei jedem fünften Paar in Deutschland, das sich ein Kind wünscht, dauert es länger als ein Jahr. Falls der Kinderwunsch länger als ein Jahr besteht, wird die Frau meistens bei Ihrer behandelnden Frauenärztin vorstellig. Zuerst erfolgt ein Gespräch über den Zyklus und die Ermittlung des Eisprungs, um zur richtigen „Zeit“ Geschlechtsverkehr zu haben. Hierbei gibt es mehrere Methoden, so z.B. die Temperaturmessung aber auch Tests aus der Apotheke, die den folgenden Eisprung relativ sicher anzeigen. Es zeigt sich, dass diese Massnahme bereits bei vielen Paaren mit Kinderwunsch zum Erfolg führt.
Wenn über mehrere Zyklen eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht eingetreten ist, beginnt die Ursachensuche bei beiden Partnern. Was viele nicht wissen: Bei ca. 30 Prozent liegt die Ursache beim Mann oder der Frau allein, in etwa 30 Prozent bei beiden und bei einem Teil der Paare kann keine Ursache für die Kinderlosigkeit gefunden werden.
- Abklärungen
- Kinderwunsch Massnahmen
- Künstliche Befruchtung – IVF und ICSI
Abklärungen
Der Grund für unerfüllten Kinderwunsch kann sowohl beim Mann als auch bei der Frau gefunden werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Störung beim Mann vorliegt ist gleich hoch, wie eine Störung bei der Frau. Daher ist es wichtig, dass beide Partner untersucht werden, wenn ein Kinderwunsch vorliegt. Bei einer Minderheit kann keine Ursache gefunden werden.
Abklärungen bei der Frau
Zuerst wird Ihre Frauenärztin eine ausführliche Anamnese durchführen. Sie wird also im persönlichen Gespräch mit Ihnen systematisch nach medizinisch relevanten Anhaltspunkten für das Ausbleiben einer Schwangerschaft suchen. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung.
Ziel dieser Untersuchungen und der Anamnese ist herauszufinden ob:
- überhaupt ein Eisprung stattfindet
- die Eileiter offen oder sind sie zum Beispiel durch eine frühere Chlamydieninfektion verklebt sind?
- die Schleimhaut der Gebärmutter in der Lage ist, ein befruchtetes Ei aufzunehmen?
Zudem wird Ihre Frauenärztin untersuchen ob anatomische Veränderungen vorliegen? Auch eine mögliche Störung des Hormonhaushalts muss in Erwägung gezogen werden. Dadurch kann möglicherweise das Reifen der Eizellen und die Einnistung in die Gebärmutter verhindert werden.
Es gibt weitere Faktoren die ebenfalls relevant sind:
- Liegen Störungen der Schilddrüsenfunktion oder andere Krankheiten vor, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen?
- Ist die Frau Raucherin?
- ist sie stark unter- oder übergewichtig?
- Treibt sie Leistungssport?
Damit entsteht ein gutes Bild zu möglichen negativen Faktoren und sollten Störungen gefunden werden, kann eine entsprechende behandlung einsetzen.
Abklärungen beim Mann
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Die Abklärungen beim Mann betreffen zum einen alle Fragen rund um das Sperma:
- Enthält das Sperma eine ausreichend hohe Zahl an Samenzellen?
- Sind sie gut beweglich?
- Sind sie in der Lage, sich in natürlicher Umgebung zu bewegen, können Sie den Schleimpfropf am Gebärmutterhals durchdringen? (Spermiogramm)
Daneben sind aber weitere Abklärungen notwendig, welche den allgemeinen körperlichen Zustand betreffen. Hier wird geschaut ob:
- Nikotin- und oder Alkoholabusus vorliegt
- es irgendwelche Erkrankungen gibt, die bisher nicht aufgefallen sind
…und wie geht es weiter?
Von all diesen Ergebnissen ist das weitere Vorgehen abhängig. Hormonelle Störungen und Krankheiten müssen behandelt werden. Zudem sollte das Paar unbedingt mit dem Rauchen aufhören. Es ist auch wichtig, Wert auf einen gesunden Lebensstil legen und Stressfaktoren möglichst ausschalten. Je nach Untersuchungsergebnis werden die weiteren Maßnahmen besprochen. Für die meisten Paare ist dies mit Ängsten und Unsicherheit verbunden und stellt eine Herausforderung dar, die es gemeinsam zu bewältigen gilt. Sind zusätzliche medizinische Behandlungen notwendig, wird Ihre Frauenärztin Sie und Ihren Partner an ein Kinderwunschzentrum (Fachärzte mit dem Schwerpunkt Endokrinologie und Reproduktionsmedizin) überweisen. Die auf Kinderwunsch spezialisierten Fachärzte werden alle weiteren Maßnahmen durchführen.
Kinderwunsch –Maßnahmen
Nachfolgend werden die am häufigsten vorkommenden Massnahmen kurz erläutert.
Hormonelle Stimulation des Eisprungs
Wenn eine Frau einen unregelmäßigen Zyklus oder sehr seltene Eisprünge hat, das Spermiogramm des Partners aber in Ordnung ist, wird oft im ersten Schritt der Eisprung mit dem Arzneimittel Clomifen angeregt. Dieses wird in der ersten Zyklushälfte fünf Tage lang als Tablette eingenommen. In etwa 70 Prozent ist eine Clomifen-Behandlung innerhalb der ersten drei Monate erfolgreich. Des Weiteren kann auch noch das Hormon hMG eingesetzt werden, um einen Eisprung zu erreichen.
Wenn eine stärkere Anregung der Eierstöcke gewünscht ist, weil Eizellen für weitere Maßnahmen der künstlichen Befruchtung gewonnen werden sollen, wird eine mehrstufige hormonelle Behandlung begonnen. Hierfür gibt es unterschiedliche Konzepte, die alle zum Ziel haben, dass zu einem definierten Zeitpunkt möglichst mehrere gesunde, gut entwicklungsfähige, reife Eizellen in den Eierstöcken vorhanden sind und dass die Frau dabei mit möglichst wenig Nebenwirkungen belastet wird. Die Eizellen werden dann durch eine Punktion unter Narkose gewonnen und können entweder tiefgefroren oder gleich weiterverwendet werden.
Je höher die Hormone dosiert werden, umso stärker fällt die Stimulation der Eierstöcke aus, und umso mehr reife Eier können oft gewonnen werden. Allerdings droht dann die Gefahr der Überstimulierung, die ein ernstes Krankheitsbild darstellen kann. Frühsymptome sind Schmerzen im Unterbauch; bei stärkeren Formen kommen Übelkeit und Erbrechen, dann kommen Wasseransammlungen im Bauch, Luftnot und die Gefahr von Thrombosen hinzu.
Die Eizellen werden nach der Entnahme unter dem Mikroskop begutachtet. Für die künstliche Befruchtung werden nur die gesund, reif und vital aussehenden Zellen verwendet.
Gewinnung von Spermien
Mindestens 15 Millionen Spermien sollten in einem Milliliter Ejakulat enthalten sein, mindestens ein Drittel davon sollte sich zielgerichtet geradeaus bewegen. Über 50 Prozent müssen sichtbar am Leben sein, mindestens 4 Prozent müssen normal geformt sein und weniger als die Hälfte der Spermien sollte bei einer Antikörperbestimmung reagieren. Dies sind die Kriterien nach WHO, nach denen ein Spermiogramm – etwa drei bis vier Tage nach der letzten Ejakulation gewonnen – als gesund und unauffällig eingestuft werden kann: Wenn ein Mann nur 1 Million Spermien pro Milliliter in seinem Ejakulat hat, dann ist eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege nicht zu erwarten.
Es ist zwar so, dass bei einer Befruchtung nur eine einzige Samenzelle durch die schützende Hülle der Eizelle hindurch dringt. Aber um diese Hülle überhaupt durchlässig zu machen, braucht es den Kontakt mit etwa hunderttausend aktiven, gesunden Spermien gleichzeitig, sowohl bei der natürlichen Empfängnis als auch bei der künstlichen Befruchtung.
Bei einem ungünstigen Spermiogramm bietet sich eine künstliche Befruchtung an. Vor der Befruchtung werden die Samenzellen von der Samenflüssigkeit und die inaktiven von den aktiven Spermien getrennt. Dadurch bleibt ein Konzentrat gesunder Spermien übrig. Dieses Konzentrat wird verwendet, um die Eizellen zu befruchten, die per Punktion gewonnen wurden.
Wenn keine Spermien im Ejakulat gefunden werden können, kann man durch eine Punktion der Hoden oder Nebenhoden untersuchen, ob vielleicht dort lebensfähige Samenzellen vorhanden sind, die für die Befruchtung entnommen werden können. Ist auch das nicht möglich, dann ist eine Behandlung mit eigenen Samenzellen gegenwärtig nicht möglich.
Falls das Paar dennoch ein Kind aus einer eigenen Schwangerschaft haben möchte, kommt die Zusammenarbeit mit einer Samenbank in Betracht.
Künstliche Befruchtung – IVF und ICSI
Nach der Entnahme von Ei- und Samenzellen erfolgt je nach Situation entweder eine Konservierung durch Tiefkühlung oder es schließt sich die künstliche Befruchtung an. Werden im Labor nur die Eizelle und das Konzentrat mit den vorbereiteten Samenzellen zusammengefügt, so spricht man von einer IVF (In-vitro-Fertilisation = Befruchtung „im Glas“). Wenn die Samenqualität so eingeschränkt ist, dass eine IVF chancenlos erscheint, dann kann mit Hilfe einer Mikro-Pipette eine vom Aussehen her gesunde, bewegliche Samenzelle in die Eizelle direkt eingebracht werden. So wird der Schritt umgangen, dass die Samenzelle zunächst die schützende Eihülle durchdringen muss. Diese Methode wird als ICSI bezeichnet (Intra-cytoplasmatische Spermien-Injektion = Spermien-Injektion in das Innere der Eizelle).
Kultivierung der befruchteten Eizelle
Die befruchteten Eizellen werden zwei bis fünf Tage lang im Brutschrank kultiviert. Die Entwicklung der Eizellen wird dabei mit unterschiedlichen Methoden und teilweise auch Überwachungskameras genau kontrolliert und protokolliert.
Einsetzen des Embryos, Embryonentransfer
Für das Einsetzen in die Gebärmutter werden, wenn möglich nur diejenigen Eizellen bzw. frühen Embryonen verwendet, die sich sehr gut und regelmäßig entwickelt haben. Viele Studien haben gezeigt, dass diese Embryonen eine gute Chance haben, sich einzunisten und sich in der Gebärmutter gesund weiterzuentwickeln. Die Methoden der Qualitätskontrolle sind inzwischen in Deutschland derartig hoch entwickelt und abgesichert, dass es heute vor allem bei Frauen, die jünger sind als 35 Jahre, üblich ist, regelmäßig nur noch einen einzigen, sehr gut überlebensfähigen Embryo einzusetzen (Single Embryo Transfer, SET). Nur bei älteren Frauen und bei Frauen, bei denen bereits mehrere SETs erfolglos waren, wird man zwei Embryonen einsetzen. Der Transfer von mehr als drei Embryonen gleichzeitig ist in Deutschland durch das Deutsche Embryonenschutzgesetz verboten. Die Gefahr ist groß, dass sich alle Embryonen weiterentwickeln.
Das Einsetzen des Embryos in die Gebärmutter erfolgt ohne Narkose.
Die Schwangerschaft erhalten
Auch nach einer natürlichen Zeugung gehen etwa 30 bis 40 Prozent aller Schwangerschaften in den ersten Wochen verloren. Die Ursache liegt zu 50 Prozent in einer Abweichung von der regelhaften Chromosomenanzahl in den Embryonen. Die Natur sorgt automatisch dafür, dass genetisch defekten Embryonen ausgesondert werden.
Bei Frauen bis 30 Jahre ist die Wahrscheinlichkeit, dass es durch eine IVF zu einer Schwangerschaft kommt, nahe 50 Prozent; bei Frauen um die 40 Jahre wird nur noch etwa jede vierte nach einer IVF oder ICSI schwanger, bei 45-jährigen ist es etwa jede zehnte. Zudem gehen bei den jungen Frauen nur 25 Prozent der Schwangerschaften verloren während es bei den 45-jährigen 75 Prozent sind.
Etwas zwei Wochen nach dem Transfer findet ein Schwangerschaftstest mit Blutabnahme statt. Weitere zwei Woche später erfolgt der erste Ultraschalltermin zur Kontrolle.
Durch die Hormonbehandlung vor der Entnahme der Eizellen tritt nach dem Embryotransfer häufiger eine Gelbkörperschwäche auf. Die Folge daraus ist, dass ein Mangel des Hormons Progesteron festgestellt werden kann. Progesteron ist jedoch wichtig um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Deshalb wird dieser Mangel in den ersten Monaten der Schwangerschaft fast immer medikamentös ausgeglichen
Wenn die Schwangerschaft intakt ist, kann die Hormonbehandlung eingestellt werden. Die Frau wird dann vom Kinderwunschzentrum zur Schwangerenvorsorge in die frauenärztliche Praxis zurücküberwiesen.
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